Der Künstler und Stadtentwickler Martin Burkhardt (Baden-Baden) leitete den Jugendworkshop im Kulturhaus Hamm (Sieg). Foto: Silvia Patt.
Die Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) plant ein Innovations- und Gründerzentrum (IGZ), das Firmen jeglicher Art – vom Einmann-Handwerksbetrieb bis zum Industrieunternehmen – dienlich sein soll. Eine eigens beauftragte Machbarkeitsstudie des Siegener Mittelstandsinstituts an der Uni Siegen hat kürzlich auch ergeben, dass ein IGZ durchaus Sinn macht.
Überraschende Ergebnisse bei Studie
Die Untersuchung der Siegener Experten hat dabei teils unerwarteten Bedarf ergeben. Beispielsweise wurde mehrfach die Paarung „Azubi und ÖPNV“ als problematisch beschrieben. Das überrascht nur auf den ersten Blick, denn im Grunde ist es logisch: Gewerbegebiete liegen oft außerhalb der Ortslagen, und Auszubildenden haben oft keinen Führerschein. Im Grunde gehört aber auch dieses Thema unter die große, häufig genannte Problematik Fachkräftemangel.
Hier setzte jetzt der Workshop unter der Leitung des Stadtentwicklers und Künstlers Martin Burkhardt an. „Wie soll das Leben für euch aussehen“, fragte er die zwischen 16 und 26 Jahre alten Teilnehmer und: „Wie soll eure Arbeit sein, wie eure Freizeit? Streng getrennt voneinander?“
Bei den zwanglos aufeinanderfolgenden Wortmeldungen stellte sich heraus, dass die heimische Jugend ganz ähnliche Vorstellungen hat, wie auch Untersuchungen der bundesweiten „Generation Z“ schon ergeben haben. Sie wollen finanziell abgesichert sein, dabei ausreichend Zeit für Familie und Freunde haben. Sie wollen keine Ödnis in einem Einzelzimmer, sondern abwechslungsreiche Arbeit bei möglichst freier Zeiteinteilung. Ein Student drückte es so aus: „Wenn man mir Verantwortung gibt, habe ich Spaß an der Arbeit, und dann kommt auch die entsprechende Leistung.“
Irgendwann streben sie zurück in die Heimat
Vielfach wurde deutlich, dass gerade bei angestrebter Hochschulausbildung die Heimat nicht als Option angesehen wird. „Ich studiere Kunst, da gibt es hier keine Perspektive für mich“, hieß es beispielsweise. Eine Verachtung fürs Landleben ist damit nicht verbunden. Im Gegenteil: Wenn es an die Familiengründung geht, sehen sich fast alle wieder zurück im Westerwald. Seine Kinder, die möchte man doch lieber in Hamm aufwachsen sehen als in einer Metropole.
Befragt nach ihren Vorstellungen von einem Gründer- und Innovationszentrum nennen die jungen Frauen und Männer hauptsächlich Punkte, mit denen sie sich Einblicke in heimische Unternehmen verschaffen könnten – zwecks Berufswahl oder auch für Praktika. „In diesem Zentrum müssten Firmen ständig oder mindestens regelmäßig präsent sein“, hieß es beispielsweise. Gerade bei Schülerpraktika gab es wohl die Erfahrung, sich nicht die richtige Firma ausgesucht zu haben oder nicht den richtigen Zeitpunkt. „Erst sollten sich Firmen vorstellen bzw. ihre Berufe vorstellen, und dann erst sucht man sich ein Praktikum aus“, lautete ein Vorschlag. Der Nachsatz „…und zwar dann, wenn es für die Firma günstig ist“ bezieht sich darauf, dass man in dem Unternehmen auch Zeit für den Praktikanten haben müsste.
Kreative Ideen für Name, Räume und Logo des IGZ
Eine ständige Präsenz von Firmen, die Praktika oder Ausbildungsplätze anbieten, wäre also eine Aufgabe für ein IGZ. Aber wie stellt man sich das Zentrum nun konkret vor? Hier war erst recht die Kreativität der jungen Leute gefragt. Wie sollten die Räume aussehen und ausgestattet sein? Welchen Namen könnte das Zentrum tragen, unter welchem Slogan und Logo in die Öffentlichkeit treten? In Gruppenarbeit wurden hier beeindruckende Vorschläge gemacht.
Die Jugend zieht also schon mit bei dem Vorhaben „Gründer- und Innovationszentrum Hamm (Sieg)“. Nun kommt es auf die Unternehmer an, denn die Machbarkeitsstudie lässt keinen Zweifel, dass es eine Mindestzahl an Mitstreitern braucht. Die Ergebnisse der Studie zum IGZ sollen Firmen aller Branchen in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt werden.